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Fahrradbauer aus SangerhausenMifa bangt um Anleger nach Millionen-Verlust
21.03.2014 19:53 Uhr | Aktualisiert 21.03.2014 20:45 Uhr
Spezielle Fahrräder für Briefzusteller werden in der Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG in Sangerhausen produziert. (BILD: DPA/ARCHIV)
VON STEFFEN HÖHNE
SANGERHAUSEN/MZ.
Wenn der Aktienkurs der Mitteldeutschen Fahrradwerke AG (Mifa) das Barometer für die künftige Firmenentwicklung ist, dann stehen dem Sangerhäuser Unternehmen schwere Zeiten bevor. Seit der Fahrradhersteller am Donnerstagmorgen unerwartet einen voraussichtlichen Verlust von 15 Millionen Euro für das Jahr 2013 bekannt gab, hat die Aktie in nur zwei Tagen knapp die Hälfte an Wert verloren.
Fehlerhafte Bilanzen
Das Unternehmen teilte mit, dass die Bilanzen der vergangenen Monate, als Mifa noch deutliche Gewinne auswies, offenbar fehlerhaft waren. Durch Fehler in einem neuen Buchungssystem sei der Aufwand für das Material im zweiten und dritten Quartal zu niedrig ausgewiesen worden, so ein Sprecher. Warum dies nicht früher auffiel, ist unklar. Der Aufsichtsrat setzte mit sofortiger Wirkung den Wirtschaftsprüfer Hans-Peter Barth als Vorstand ein. Der bisherige Alleinvorstand und Hauptaktionär Peter Wicht ist erkrankt.
Die Wurzeln des Fahrrad-Hersteller reichen bis 1907 zurück. (BILD: DPA)
Brisant dürfte für Deutschlands absatzstärksten Fahrrad-Hersteller jedoch nicht nur das Zustandekommen des Verlustes sein, sondern auch die Folgen für eine Unternehmensanleihe. Anstatt einen Kredit etwa bei einer Bank aufzunehmen, legte Mifa im August 2013 eine Anleihe in Höhe von 25 Millionen Euro auf. Nach Angaben von Mifa sei „nicht auszuschließen, dass eine oder mehrere der in den Anleihe- und Kreditbedingungen festgehaltenen Financial Covenants im Geschäftsjahr 2013 nicht eingehalten werden können. Daraus könnte ein Sonderkündigungsrecht der Anleger resultieren.“ Der neue Mifa-Vorstand Barth versucht gleichzeitig die Anleger zu beruhigen: Die Mifa erwarte aufgrund der soliden Situation im laufenden Geschäft „keine Beeinträchtigungen der im August fälligen Zinszahlungen für die ausstehende Anleihe“. Nach Worten des Anleihe-Experten Gerhard Mayer von der KFM Deutsche Mittelstand AG könnten Gläubiger womöglich eine vorzeitige Auszahlung fordern, wenn beispielsweise die Eigenkapitalquote unter 25 Prozent rutscht.
Strategische Partnerschaft mit indischem Fahrradbauer Hero Cycles
Aus Mayers Sicht sind die Probleme sicher lösbar. Das Unternehmen habe am Kapitalmarkt aber durch die anfallenden Verluste und die Bilanzfehler viel Vertrauen verloren. „Künftig wird es für die Mifa sicher sehr viel schwerer, sich frisches Kapital bei Anlegern oder Banken zu besorgen“, sagte der Anleihe-Experte. Positiv sei zu bewerten, dass der Fahrradbauer mit dem ehemaligen AWD-Chef Carsten Maschmeyer einen starken Großaktionär besitzt.
Um entstandene Verluste aufzufangen, setzt Mifa auf eine strategische Partnerschaft mit dem indischen Fahrradbauer Hero Cycles. Dieser hat eine Absichtserklärung unterzeichnet, 15 Millionen Euro Eigenkapital für Mifa bereitzustellen. „Dies ist ein starkes Zeichen, dass Hero auf Mifa setzt“, sagte ein Firmensprecher. Wann Hero möglicherweise neuer Großaktionär wird, ist unklar.
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