Mox Telecom insolventPleiteserie bei Mittelstandsanleihen setzt sich fort
Mit dem Insolvenzantrag des Telekommunikationsdienstleisters Mox setzt sich die Pleiteserie bei Mittelstandsanleihen fort. Abermals erwischt es ein Unternehmen, das als vergleichsweise solide galt.
17.06.2014, von MARTIN HOCK
Wackelkandidaten gibt es am Markt für Mittelstandsanleihen viele. Doch der Dienstag hielt eine Überraschung parat. Der Telekommunikationsdienstleister Mox Telecom hat am Amtsgericht Düsseldorf die finanzielle Restrukturierung im Schutzschirmverfahren beantragt. Betroffen von dem Insolvenzantrag ist ausschließlich die Mox Telecom AG als Holding. Die Mox Deals AG sowie die operativen Tochtergesellschaften seien von dem Verfahren derzeit nicht betroffen.
Anlass für diesen Schritt sei gewesen, dass wider Erwarten auslaufende Finanzierungen für den Ausbau des operativen Geschäfts von den beteiligten Banken nicht prolongiert worden seien. Insgesamt stünden damit rund 30 Millionen Euro Bankenfinanzierung zur Disposition. In dieser Folge drohe die Zahlungsunfähigkeit. Mit einem Sanierungsplan sollen in den kommenden Monaten alternative Finanzierungsmodelle entwickelt werden, mit denen die Mox Telecom AG nachhaltig restrukturiert werden soll.
Wieder eine überraschende Insolvenz
Unabhängig davon sei das operative Geschäft der Töchter derzeit tragfähig und solide. Sie seien überwiegend profitabel und von dem Antrag in ihrem Geschäftsbetrieb derzeit nicht beeinträchtigt.
Mox Telecom AG entwickelt und vertreibt weltweit Calling Cards und Sim-Karten für Migranten, Festnetz-, Mobilfunk- sowie VoIP-Telefonie. Mit der Tochter Mox Deals hatte man vor einigen Jahren mit dem Aufbau eines zweiten Standbeins mit Warengutscheinen im Online-Handel begonnen.
Der Insolvenzantrag kommt vor allem deswegen überraschend, weil die Ratingagentur Creditreform dem Unternehmen noch im September vergangenen Jahres abermals eine stark befriedigende Bonität (“BBB“) bescheinigt hatte. Wie im Falle des Fahrradbauers Mifa kommt die Insolvenz daher bei einem Unternehmen, dem die Agenturen eine vergleichsweise gute Bonität bescheinigten.
Auch hatte Mox für das vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatzanstieg von 20 Prozent auf 281,5 Millionen Euro und einen Anstieg des operativen Gewinns um 16 Prozent mitgeteilt. Indes war der Reingewinn um gut die Hälfte auf nur noch 6 Millionen Euro gefallen, betrug aber damit eher Normalniveau, weil das Ergebnis 2012 durch eine Sachkapitalerhöhung positiv verzerrt worden war.
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Allerdings gab es auch misstrauische Stimmen, weil es im Konzernabschluss 2011 ungeklärte Buchungen gab, nicht zuletzt weil eEin Brand in der Niederlassung in Dubai 2012 Buchhaltungsdaten vernichtet hatte, die nicht rekonstruiert werden konnten, weil bei Umzügen und Umbauarbeiten mehrere Kartons mit Originalunterlagen verloren gegangen waren. Diese Probleme sollten aber angeblich behoben worden sein.
Mox hatte im November 2012 eine Anleihe im Volumen von 25 Millionen Euro aufgelegt und später auf 35 Millionen aufgestockt. Der Handel in der Anleihe ist seit etwa 13 Uhr ausgesetzt.
Schlüsselrolle der arabischen Tochter
Für die Anleihe gibt es keine Garantieverpflichtung oder Besicherung. Anleger sind laut Prospekt mit den anderen nicht bevorrechtigten Gläubigern gleichgestellt. Gemäß Zwischenbericht zum 30. Juni 2013 verfügt Mox Telecom über Sachanlagen im Volumen von rund 340.000 Euro sowie liquide Mittel von 13,8 Millionen Euro. Zudem sind Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von 32,8 Millionen Euro ausgewiesen. Diese bestehen aber zum überwiegenden Teil gegenüber Tochtergesellschaften, allen voran der Mox Telecom Arabia, die gerade von den unklaren Buchungsvorgängen betroffen war. Damit muss als offen gelten, inwieweit diese einbringlich sind.
Alle anderen Vermögenswerte sind immaterieller Natur. Der Löwenanteil entfällt abermals auf die Mox Telecom Arabia, genauer gesagt die Mox Deals FZ-LC in Dubai. Demgegenüber standen 24 Millionen Euro an Bank- und 10 Millionen Euro an Lieferantenschulden.
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